Calvin Coolidge: Leben und Karriere des US-Präsidenten (2024)

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Calvin Coolidge: Leben und Karriere des US-Präsidenten (1)

Zwischen 1923 und 1929 war Coolidge Präsident der USA.

  • Außenpolitisch zog er die USA aus dem Weltgeschehen zurück
  • Er war ein Gegner einer allzu starken Zentralisierung
  • Galt als harter Verfechter von Recht und Ordnung

Calvin Coolidge wurde in Plymouth, Vermont, geboren. Sein Geburtshaus ist heute ein historisches Denkmal.

Plymouth – Calvin Coolidge (*04.07.1872, †1933) war der 30. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Zunächst zum Vizepräsidenten unter seinem Vorgänger Warren G. Harding (*02.11.1865, †1923) ernannt, übernahm er nach dessen Tod das Amt des Präsidenten. 1924 ließ er sich zur Wahl aufstellen und wurde zum Präsidenten gewählt. Seine Amtszeit dauerte von 1923 bis 1929. Der Republikaner verfolgte in seiner Legislaturperiode einen Dezentralisierungsansatz und einen Rückzug aus der globalen Politik.

Calvin Coolidge: Jugend und Ausbildung

Das Licht der Welt erblickte Calvin Coolidge 1872 in Plymouth Notch am 4. Juli, dem Unabhängigkeitstag. Seine jüngere Schwester starb krankheitsbedingt im Alter von fünfzehn Jahren. Sein eigentlicher Vorname lautet John, sein Zweitname wurde ihm im Andenken an den Kirchengründer John Calvin verliehen, in dessen Gemeinde er aktiv bis an sein Lebensende sein sollte. Sein Vater war Farmer und hielt mehrere unterschiedliche öffentliche Ämter inne. Die meisten seiner männlichen Vorfahren waren seit ihrer Übersiedlung in die Staaten in der Politik aktiv gewesen und hatten politische Ämter bekleidet.

Coolidge besuchte nach Vollendung seiner Schulzeit das Amherst College und widmete sich dort unter anderem dem Debattieren. Dem Hochschulabschluss folgte ein Umzug nach Northampton, da sein Vater ihn zu einer Karriere als Anwalt drängte. Anstatt eine klassische Law School zu besuchen und um die damit einhergehenden Studiengebühren zu vermeiden, begab er sich dort in Ausbildung zum Rechtsanwalt bei einer ansässigen Kanzlei. 1897 erhielt er seine Zulassung als Anwalt.

Calvin Coolidge: Ehe und Karriere

Seine Ehefrau Grace Anna Goodhue (*03.01.1879, †1957) traf Calvin Coolidge 1903 in Northampton. Sie war zu diesem Zeitpunkt bereits verlobt, brach die Verlobung jedoch, nachdem sie Coolidge kennengelernt hatte. In ihrem extrovertierten und charmanten Auftreten bildete sie das Gegenstück zum eher reservierten und kühl wirkenden Coolidge. Gemeinsam ließen sie sich in Northampton nieder und lebten dort bis 1930. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor.

In seiner neuen Heimat versuchte sich Calvin Coolidge ab 1896 mehrfach in der lokalen Politik. Der erste große Sprung gelang ihm 1906 mit der Wahl ins Repräsentantenhaus des Bundesstaates Massachusetts. Er galt als progressiv, denn er setzte sich unter anderem für das Frauenwahlrecht ein. Diese progressive Haltung ermöglichte ihm den Einzug in den Senat des Bundesstaats. Seine Arbeit und sein Redetalent erweckte viel Aufmerksamkeit. Man legte Coolidge nahe, für das Gouverneursamt zu kandidieren.

Calvin Coolidge: Gouverneur von Massachusetts und Vizepräsident

Während seiner Gouverneurszeit von 1918 bis 1920 rückte er stärker ins Licht der landesweiten Öffentlichkeit. Mit der Ausbreitung des Kommunismus wurden Arbeitervereinigungen kritisch betrachtet. 1918 kam es zur Bildung einer Polizeigewerkschaft, jedoch gegen den Willen des obersten Polizeiinspektors. Dieser forderte die sofortige Auflösung der Gewerkschaft unter Androhung, jeden Gewerkschaftspolizisten zu entlassen. Als Gouverneur stellte sich Calvin Coolidge auf die Seite des Inspektors. Der Streit eskalierte und es kam zu Aufständen, die Coolidge mit der Nationalgarde niederschlagen musste. Als Personifizierung von Recht und Ordnung erlangte Coolidge Anhänger in den ganzen Vereinigten Staaten.

Im Wahlkampf um die Präsidentschaft schaffte es Coolidge nicht, sich gegen die starke Konkurrenz und parteiinterne Fraktionen durchzusetzen. Die Mehrheit entschied sich für Warren G. Harding. Seine Nominierung für den Posten des Vizepräsidenten kam auch für Coolidge selbst überraschend. Als Vizepräsident war er zur Tatenlosigkeit gezwungen, da es fast keinerlei administrative Tätigkeit mit sich brachte.

Calvin Coolidge: Präsidentschaft

Nachdem Harding am 2. August 1923 überraschend an Herzversagen starb, übernahm Coolidge das Amt des Präsidenten und wurde noch am selben Tag vereidigt. Bis zur Wahl 1924 beschloss seine Administration die Einbürgerung aller Ureinwohner.

Gemeinsam mit dem Vereinigten Königreich, Italien, Frankreich und Japan ratifizierte die Coolidge-Regierung ein Marineabkommen. Dieses Abkommen begrenzte die Aufrüstung der beteiligten Marineflotten. Damit sollte ein Wettrüsten der Supermächte und ein mögliches neues Kriegsszenario vermieden werden.

Er begab sich 1924 in den Wahlkampf und wurde von der Mehrheit seiner Partei unterstützt. Einen persönlichen Rückschlag erlebte er mit dem Tod seines Sohnes, der ihn in eine schwere Krise warf. Dennoch setzte er seine Kampagne fort, die er nüchtern und frei von persönlichen Angriffen auf den Gegner führte. Seine Reichweite vergrößerte er durch die Verwendung des Radios. Bereits seine erste Antrittsrede hatte er als erste Präsidentenrede überhaupt im Radio ausgestrahlt. Er gewann schließlich die Wahl zum Präsidenten der Vereinigten Staaten.

Calvin Coolidge: Innenpolitik

Unter seiner Führung erlebten die Vereinigten Staaten einen Wirtschaftsaufschwung, der begleitet wurde durch die Verbreitung neuer Technologien wie dem Radio und dem Flugzeug. Coolidge setzte dabei auf ein Minimum an staatlichen Regulationen. Die eigentlichen Zuständigkeiten sah er nicht beim Bund, sondern bei den einzelnen Staaten. So sah er sich als Präsident ebenfalls nicht verantwortlich für Kinderarbeit oder Gehaltsfragen, sondern verwies auf die Jurisdiktion der einzelnen Bundesstaaten. Diese Haltung erzeugte unter Zeitgenossen teilweise Kritik.

Ebenso kritisch wurde Coolidges Umgang mit dem preislichen Verfall landwirtschaftlicher Produkte betrachtet. Der Preisverfall erfolgte aufgrund überschüssiger Produktion und stürzte die Bauern in eine wirtschaftliche Not. Hatte der Landwirtschaftsminister vorgeschlagen, den Bund Überschüsse kaufen und für Krisenzeiten lagern zu lassen, stellte sich Coolidge dem entgegen mit Verweis auf die freie Marktwirtschaft. Gegen mehrere Umsetzungsversuche des Überschussankaufs legte der Präsident, selbst Sohn eines Farmers, sein Veto ein. Er begründete dies mit einer angeblichen Wirkungslosigkeit der Maßnahmen.

Calvin Coolidge: Außenpolitik

Außenpolitisch engagierte sich Calvin Coolidge nicht sonderlich stark, da sein Fokus hauptsächlich auf der Innenpolitik lag. Die Wahl seines Vorgängers sah er als Beweis dafür, dass die amerikanische Bevölkerung kein Interesse mehr an der globalen Politik eines Woodrow Wilson (*28.12.1856, †1924) hatte. Er erließ Deutschland einen Teil seiner Kriegsschulden, um das Wirtschaftswachstum anzutreiben, und versuchte mit den zentraleuropäischen Staaten, die Aufrüstung internationaler Seeflotten noch stärker zu reduzieren. Damit legte er einen Grundstein für das Aufkommen des internationalen Rechts nach dem ersten Weltkrieg.

Er verweigerte einen amerikanischen Beitritt in den Völkerbund, trat jedoch dem Ständigen Internationalen Gerichtshof, bis 1946 der Vorgänger des Internationalen Gerichtshofs, unter Vorbehalt bei. Die USA blieben weiterhin stark in Südamerika involviert und hielten an der Besetzung von Nicaragua und Haiti fest. Als Teilnehmer der sechsten Panamerikanischen Konferenz war er bis 2016 der letzte Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika gewesen, der Kuba besucht hatte.

Calvin Coolidge: Nach der Präsidentschaft und Tod

Mit der sich nähernden Präsidentschaftswahl 1928 fiel Calvin Coolridges Entscheidung, nicht noch einmal zu kandidieren. Zehn Jahre seien eine zu lange Zeit und er wünschte sich eine Rückkehr ins Privatleben. Sein Nachfolger wurde Herbert Hoover (*10.08.1874, †1964), den Coolidge aufgrund seiner eigenen Erfahrungen der vergangenen Jahre offen als inkompetent betrachtete. Er kehrte nach Northampton zurück und ließ sich in seinem Anwesen nieder. In den letzten Jahren seines Lebens verfasste er seine Autobiographie und unterstützte die Republikaner weiterhin öffentlich. Am 5. Januar 1933 verstarb Coolidge überraschend an einem Herzinfarkt.

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